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Woßchod 2
(Voskhod 2)

Erstes Außenbordmanöver weltweit

» Daten:
Start:  18. Mrz. 1965, 07:00 GMT
Ziel:  Außenbordmanöver: 18. Mrz. 1965, 08:34 GMT
Ende:  19. Mrz. 1965, 09:02 GMT
Landung (Erde)
» Crew:  Beljajew, Leonow
» Nutzlast:  Leergewicht im Orbit: 5.682 kg

Bild vergrößernTV-Bild von Leonow's Weltraumspaziergang
©RKI

Am 18. März 1965 verließ Oberstleutnant Alexej Leonow als erster Mensch ein Raumschiff zu einem Weltraumspaziergang. Das Außenbordmanöver ereignete sich in einer Höhe von 482 km bei einer Fluggeschwindigkeit von 29.000 km/. Leonow schwebte frei im Weltraum und war nur durch eine viereinhalb Meter lange Leine mit dem Raumschiff verbunden. Bei einem Bruch der Sicherungsleine wäre er verloren gewesen und hätte die Erde hilflos als menschlicher Satellit umkreisen müssen. Sein Raumanzug bestand aus einem Metallhelm mit durchsichtigem Visier, einem Anzug aus mehreren Schichten, Handschuhen und Spezialfußbekleidung. Der Anzug besaß ein eigenes Stromsystem zur Aufrechterhaltung der Funkverbindung und ein System zur Registrierung der physiologischen Funktionen.

Bei dem 20 Minuten dauernden Aufenthalt im Weltraum legte Alexej Leonow 5.000 km zurück und führe folgende Übungen aus: Er "ging", "schwamm", stand Kopf und schlug einen Purzelbaum. Die Landung erfolgte erstmals handgesteuert, wobei die Kapsel rund 1.000 Kilometer vom ursprünglich geplanten Landeort entfernt im tiefen Schnee eines Waldgebiets landete. Die Rettungskräfte brauchten fast einen Tag, um die Kapsel zu finden und die Crew mit Hilfe von Skiern aus dem Gebiet zu bringen.

Bild vergrößernZeichnung des geplanten Außenbordmanövers
©RKI

In einer Pressekonferenz berichtete Leonow: "In der Kabine des Raumschiffes legte ich mit Hilfe des Kommandanten eine Art Rucksackausrüstung mit der selbständig funktionierenden Lebenserhaltungsvorrichtung an, bevor ich in die Druckverschlusskammer ging. Wir glichen den Druck in der Kabine und in der Druckverschlusskammer aus. Dann öffneten wir die Luke von der Kabine in die Schleusenkammer, und durch diese Luke schwamm ich in die Kammer. Ich brachte den Druck im Raumanzug auf eine vorbestimmte Höhe, prüfte, ob er luftdicht war, überzeugte mich, dass der Helm fest geschlossen und der Lichtfilter in der richtigen Stellung war.“

"Nachdem ich mich von dem Sauerstoffvorrat im Raumanzug überzeugt und mir alle zum Ausstieg aus dem Raumschiff nötigen Schritte innerlich vor Augen gehalten hatte, machte ich mich zum Abenteuer in den Weltraum bereit. Beljakjew schließ die Luke der Kabine und leitete den Druck aus der Schleusekammer ab. Er öffnete die Ausstiegsluke - und ein blendender Sonnenstrahl erfüllte die Kammer. Es war, als stellte jemand ein elektrisches Schweißgerät an. Ich beugte mich aus der Luke und wäre fast hinausgetreten. 'Ich haue ab', sagte ich zu Pavel. 'Nicht so schnell', mahnte er, 'wart noch einen Augenblick. ' Ich blieb halb aus der Luke draußen und wartete. Der Weg in den leeren Raum lag offen. Ich war ungeduldig. Schließlich war alles bereit, und ich konnte hinaustreten. Ich steckte den Kopf aus der Ausstiegsluke hinaus. Die grenzenlosen Weiten des Außenraumes entfalteten sich vor mir mit ihrer unbeschreiblichen Schönheit. Ich warf meinen ersten Blick auf die Erde. Sie segelte majestätisch vor meinen Augen und schien flach zu sein."

"Der Augenblick kam, das Schiff zu verlassen und in den Raum hinauszutreten, der Augenblick, auf den wir uns so lange vorbereitet und an den wir so viel gedacht hatten. Ohne Eile kletterte ich aus der Luke hinaus, stieß mich sanft ab und bewegte mich immer weiter vom Schiff weg. Als ich mich abstieß, hatte ich das Gefühl, als weiche das Schiff in die entgegengesetzte Richtung zurück. Nach den Gesetzen der Mechanik war das so, wie es sein sollte. Aber das Gefühl war ungewohnt. Das Halteseil, das mich mit dem Schiff verband, straffte sich zu einer ganzen Länge, und meine Fortbewegung vom Schiff hörte auf. Die kleine Anstrengung, die ich gemacht hatte, um mich von dem Schiff abzustoßen, hatte es in eine leichte Drehbewegung versetzt, und langsam bot sich mir eine volle Ansicht unseres wundervollen Raumfahrzeugs."

"Ich verspürte keinerlei Furcht, sondern empfand lediglich die unendliche Weite und Tiefe des Universums. Auch war mir ständig die Anwesenheit von Menschen auf der Erde und die Nähe meines Kameraden im Raumschiff bewusst. Ich musste staunen über alles, was ich sah: Die Erde unter mir war flach, ihre Krümmung nur am Horizont erkennbar. Geradeaus blickte ich in einen pechschwarzen Himmel. Die Sterne leuchteten hell, funkelten aber nicht. Die Sonne strahlte nicht, sondern zeigte sich einfach als eine glatte Scheibe ohne jeden Hof, nahtlos in den schwarz-samtenen Hintergrund gefügt. Die körperlichen Empfindungen im Weltraum sind mit nichts zu vergleichen - man treibt einfach um das Schiff."

"Ich streckte Arme und Beine aus und schwebte. Man hat viel Raum, um sich darin zu bewegen. Man atmet mühelos, sogar besser als auf der Erde. Ich fühlte mich gut, war in vorzüglicher Stimmung und wollte mich nicht von dem freien Raum trennen. Leider verflog die Zeit sehr rasch, und die letzten Augenblicke meines Bleibens außerhalb des Schiffes kamen. Ich nahm die Filmkamera, die meinen Ausstieg in den Raum auf einem Film aufgezeichnet hatte, und versuchte sofort in die Luke hineinzukommen. Aber das erwies sich als nicht so leicht. Vor allem musste ich mich mehr anstrengen, und ich war ein wenig müde. Trotzdem sind Bewegungen in einem aufgeblasenen Raumanzug einigermaßen beschränkt. Ich musste ganz beträchtliche Anstrengungen machen, und mein Abschied vom Weltraum zog sich ein wenig in die Länge. Die Wolga war sehr deutlich zu sehen - wahrscheinlich machte ich in diesem Augenblick einen Salto. Das letzte was ich sah, waren die Flüsse Irtysch und Jenissei. Danach ging ich in die Kabine zurück. Der Pilot schloss schnell hinter mir die Luke und stellte den Druck an."

Oberst Beljajew erzählte, an einem bestimmte Punkt ihres Fluges sei ihre Aufmerksamkeit von einem anderen Objekt im Raum angezogen worden: "Es war ein von Menschenhand gebauter Satellit, der etwa einen Kilometer von uns entfernt vorbeizog." Oberst Beljajew berichtete außerdem, das Raumschiff sollte eigentlich - unter Ausnutzung der Sonnenorientierung wie bei allen früheren gesteuerten Raumkapseln - beim 17. Umlauf automatisch zur Landung kommen. Bei der Vorbereitung zur Landung seien jedoch in der Funktion dieses Systems Störungen festgestellt worden. Daher habe man die Erlaubnis erhalten, das Raumschiff handgesteuert zu Erde zurückzuführen. Die Handsteuerung habe einwandfrei gearbeitet, und ebenso einwandfrei sei das Schiff dann, wenn auch etwas über das vorhergesehene Gebiet hinausschießend, gelandet.

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